Ben Hur – Der Stoff, aus dem Helden sind
DIE MODE DES 1. JAHRHUNDERTS
Kostümdesignerin Varya Avdyushko wählte unterschiedliche Ansätze, um die Kostüme für den Film zu gestalten. „Timur legte großen Wert darauf, dass die Geschichte auch auf ein modernes Publikum glaubwürdig wirkt“, sagt Avdyushko. „Er wollte kein historisches Epos drehen, zu dessen Welt die heutigen Zuschauer keinen Bezug mehr haben. Es würde schwerfallen, sich mit den Figuren zu identifizieren, wenn alle Darsteller seltsame Kostüme tragen und verkleidet wirken. Daher griffen wir auf ein paar Tricks zurück, um die Figuren moderner wirken zu lassen.“
„Als wir in Cinecittà drehten, schauten gelegentlich italienische Maskenbildner, Ausstatter und Stuntleute vorbei und erzählten mit Tränen in den Augen, dass ihre Eltern oder Großeltern 1959 an BEN HUR mitgewirkt haben“, sagt Timur Bekmambetov. „Der Vater unseres Maskenbildners Luigi war für Charlton Hestons Make-up verantwortlich, der Großvater unseres Kostümdesigners arbeitete ebenfalls an dem Film mit. Und in der Szene auf der Galeere wird Judah Ben Hur von unserem Stuntman Giorgio ausgepeitscht, dessen Vater wiederum Charlton Heston auspeitschte. So verschmolzen am Set Vergangenheit und Gegenwart.“
Weiterhin erläutert Bekmambetov: „Wir haben genau recherchiert, wie Wagenrennen im 1. Jahrhundert aussahen. Viele dramatische Momente in unserem Film sind nicht fiktiv, sondern haben sich vor 2000 Jahren tatsächlich so zugetragen.“ Bekmambetov lobt ausdrücklich die Kostümbildnerin: „Varya Avdyushko hat mit ihren tollen Kostümen viel zur Authentizität des Films beigetragen. Während der Recherche stellten wir fest, dass die Wagenlenker drei Lederriemen über dem Brustkorb hatten, aber wir konnten nicht ermitteln, wozu sie dienten. Trotzdem haben wir das Element in die Kostüme eingearbeitet. Als später einer der Stuntleute bei hohem Tempo aus dem Wagen fiel, schützten die Lederstreifen seinen Brustkorb vor Verletzungen. Sie waren also eine Art Protektor, den die Römer damals bewusst einsetzten.“
Varya Avdyushko erklärt: „Ich nutzte die wunderbaren BEN HUR-Verfilmungen, also den Stummfilm und das bekannte Epos von 1959, als Inspirationsquellen. Daneben studierte ich aber auch historische Darstellungen wie Mosaike, Fresken und Statuen. Diese verglich ich wiederum mit zeitgenössischen Motiven, um frühere Sehgewohnheiten mit unseren heutigen verbinden zu können. Zum Beispiel verglich ich Bilder von römischen Soldaten mit Fotos von modernen Soldaten und Sondereinsatzkräften, wie wir sie aus den Medien kennen.“ Avdyushko wollte Kostüme schaffen, die viel über jede Filmfigur und ihre Entwicklung aussagen. „Zu Beginn des Films sehen wir Ben Hur auf Festen und bei großen Abendessen. Er ist eine schillernde Persönlichkeit mit farbenfroher Kleidung. Als er nach Jahren der Sklaverei zurückkehrt, wirkt er verschlossen. Er verdeckt sein Gesicht und trägt dunklere Farbtöne.“ Sie fährt fort: „Bei Messala ist das ähnlich. Wir sehen ihn zuerst als kleinen Jungen, der später in die Welt der Kriegsführung hineinwächst. Er wird Soldat, dann Offizier und schließlich ein ranghoher Befehlshaber der römischen Armee. Er wirkt nach außen streng und hart, aber wir spüren, dass sich unter seiner Rüstung ein verletzlicher Mann verbirgt.“ Bezüglich der Kostüme der Frauen stellt Avdyushko fest: „Die Kostüme der Frauen verändern sich im Laufe des Films besonders stark. Naomi Ben Hur wird als Herrin des Hauses eingeführt. Naomi und ihre Tochter Tirzah kleiden sich standesgemäß in wunderschönen Stoffen, aber später leben sie in einer Höhle. Die Kleider, die sie zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung trugen, sind dann bereits Lumpen.“ Weiter: „Esther kann dem Schicksal der Familie Hur entkommen und schließt sich Jesus an. Obwohl sie Teil seiner Anhängerschaft wird, wollte ich, dass sie sich als starke, unabhängige Frau von der Masse abhebt. In einem historischen Film erwartet man nicht, dass Frauen Hosen tragen. Aber gerade deshalb habe ich für Esther eine Hose angefertigt, die als Rock getarnt ist.“
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