Ben Hur – Der Stoff, aus dem Helden sind
AUCH ROM WURDE NICHT AN EINEM TAG ERBAUT
Als sich Produktionsdesignerin Naomi Shohan und ihr Team daranmachten, die Welt des Judah Ben Hur nachzubauen, war Authentizität ihr höchstes Ziel. Shohan und Regisseur Bekmambetov hatten sich auf ein Jerusalem geeinigt, das aussehen sollte, als wäre es direkt aus den Bergen geschlagen worden.
Matera, eine süditalienische Stadt, deren Wurzeln bis ins 1. Jahrhundert zurückreichen, erwies sich als Glückstreffer. Die Altstadt besteht zu großen Teilen aus Höhlensiedlungen, den sogenannten Sassi, die seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. „Wir haben viele Locations besichtigt“, sagt Produzent Sean Daniel, „aber wir verliebten uns sofort in Matera. Diese einzigartige Stadt überzeugt durch ihre Wohnstätten, die direkt in die Felsen einer großen Schlucht gehauen wurden. Die Stadt ist seit 2000 Jahren bewohnt, ein Besuch gleicht einer Reise in die Vergangenheit.“ Ein Wohnhaus, erbaut am Aussichtspunkt in beeindruckender Hanglage, diente als Palast der Familie Hur. Shohan erklärt: „Wir brauchten ein Haus, von dem aus man die römischen Soldaten bei ihrem Einmarsch in Jerusalem sehen kann. Zum Glück wurden wir fündig. Das Haus hat eine prächtige Eingangstür und einen Ausblick, der über eine lange Treppenflucht und die Altstadt bis zur Schlucht reicht.“ Executive Producer Mark Burnett sagt: „Ich habe andere Filme gesehen, die auch schon in Matera gedreht wurden, aber nicht auf so beeindruckende Weise. Die Magie dieser Stadt überträgt sich direkt auf die Leinwand. Matera war eine großartige Wahl für unseren Film.“ Produzent Sean Daniel ergänzt: „Nachdem wir uns auf Matera als Drehort geeinigt hatten, lag die Entscheidung nahe, die Innenaufnahmen in den legendären Cinecittà Studios von Rom zu drehen. Cinecittà war das Studio, in dem 1959 BEN HUR gedreht wurde, in dem aber auch viele andere Filme entstanden, die zu den besten der Kinogeschichte gehören. Uns war immer bewusst, an welchem besonderen Ort wir unserer Arbeit nachgingen.“
Das größte und prachtvollste Set in Cinecittà war der Innenbereich des Palastes der Familie Hur. Naomi Shohan entwarf den Palast auf Grundlage von Fotos, die sie in einem freigelegten Haus in Pompeji gemacht hatte, und verwendete ein Farbschema aus Gold, Blau und Weiß, um den jüdischen Glauben der Familie zu unterstreichen.
Cinecittà bot auch reichlich Platz für die große Kulisse der Galeere. Um glaubhaft vermitteln zu können, dass sich das Schiff auf hoher See befindet, war ein ausgeklügeltes Zusammenspiel von Produktionsdesignerin Naomi Shohan und SFX-Supervisor Andy Williams erforderlich. Die Kulisse war in drei Bereiche unterteilt: Neben dem Hauptschiff gab es ein kleineres Segment, das in einem Winkel von bis zu 50 Grad geneigt werden konnte, um die Kollision mit einem anderen Schiff zu imitieren. Ein drittes Segment konnte an Kränen befestigt werden und wurde in ein großes Wasserbecken des Studios getaucht. Ein System aus Luftkissen ahmte das Schaukeln der Galeere auf den Meereswellen nach. Die weitaus größere Herausforderung war der Moment, in dem die Galeere bei einer Seeschlacht von einem anderen Schiff gerammt wird. „Die Kulisse stand auf einer Hydraulik, damit die Schauspieler die gewaltige Erschütterung im Moment der Kollision hautnah spüren konnten“, erklärt Andy Williams.
„Die Ruder waren ebenfalls mit pneumatischen Vorrichtungen versehen, damit sie nicht ins Leere gingen, sondern den Darstellern die Anstrengung anzusehen war“, sagt Williams. „Wir mussten den Gegendruck so hoch einstellen, dass man die angespannten Muskeln der Darsteller der Sklaven sieht, aber wir durften sie nicht so sehr belasten, dass sie schon nach kurzer Drehzeit erschöpft waren.“
Das mit Abstand größte Filmset war der Circus Tiberius. Die Arena wurde in Cinecittà World, eine Dreiviertelstunde von Rom entfernt, errichtet. Die Bauarbeiten dauerten mehr als drei Monate. „Wir haben den gesamten Circus entworfen, mussten aber nur etwa ein Sechstel davon real bauen“, sagt Naomi Shohan. „Es reicht, wenn man in einer Kameraeinstellung die Pferde und ihre Wagen in die Kurve gehen sieht“, ergänzt VFX-Supervisor Jim Rygiel. Er war für die digitale Erweiterung der Kulisse verantwortlich. So wurden zum Beispiel die oberen Ränge des Circus am Computer erzeugt und mit insgesamt 10.000 digitalen Zuschauern gefüllt. Rygiel und sein Team lieferten auch die Totalen mit der Umgebung des Circus Tiberius, so wie Produktionsdesignerin Shohan sie zuvor auf dem Papier entworfen hatte: „Mir schwebten viele Tunnel und eine spektakuläre Treppe vor, die von Springbrunnen und Feuerschalen umgeben ist und zur Stadt Jerusalem hinaufführt.“
Die Kreuzigung wurde ebenfalls in Matera gedreht. Die Szene war eine erschütternde Erfahrung für die Schauspieler und das Filmteam. Am Drehtag war es bitterkalt. Die Kreuze standen am Rande einer Schlucht und waren den Naturgewalten ausgesetzt. Einen Tag zuvor war Schnee gefallen. „Es fiel mir nicht leicht, diese Szenen zu drehen“, erinnert sich Regisseur Timur Bekmambetov. „Rodrigo am Kreuz zu sehen, war ein erschreckender Anblick.“ Dieser meint: „Als ich am Kreuz hing, war es so kalt, dass ich es kaum ertragen konnte. Ich war an der höchsten Stelle eines Felsvorsprungs und schaute auf eine Menschenmenge mit Matera im Hintergrund. Als sie mich vom Kreuz nahmen, zitterte mein ganzer Körper. Ich konnte ihn kaum unter Kontrolle bringen. Das war die bewegendste Erfahrung meines Lebens.“ Auch Schauspielerin Nazanin Boniadi erinnert sich: „Mir fällt nur ein Wort ein, um das Gefühl zu beschreiben, das ich bei dieser Kreuzigungsszene hatte: surreal. Das ließ mich ansatzweise spüren, wie es damals gewesen sein muss, als dieser geliebte Mann zu Unrecht brutal ermordet wurde“, sagt sie. „Rodrigos Hände waren am Kreuz befestigt und sein Körper zitterte vor Kälte“, erinnert sich Executive Producer Roma Downey mit Schrecken. „Sein Mut und seine Hingabe für diese Rolle waren faszinierend. Alle am Set verstummten, als sie diese emotionale Szene verfolgten.“
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